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Verschläft die Region den Craft-Beer-Trend?

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NÜRNBERGER LAND — Nach dem katastrophalen Sommer 2015 sind die Hopfenbauern heuer wieder guter Dinge: Eine gesunde Menge Niederschlag verspricht gute Ernten und Erträge. Die neuen Sorten spielen im Anbaugebiet Hersbruck bisher aber eine untergeordnete Rolle.

Gute Stimmung bei strahlendem Sonnenschein: Beim gemeinsamen Gang durch die Hopfenfelder von Gerhard Merkl in Speikern waren die zwölf Hopfenbauern des Siegelbezirks Hersbruck bester Laune. Das Wetter war beim jährlich stattfindenden Termin wie gemalt, und statt verdörrter Felder und verkümmerter Dolden blickten Hopfenbauern und Gäste zufrieden auf blühende Landschaften und die gesunden Hopfenpflanzen.

Schließlich ist ihnen allen noch der trockene und heiße Sommer 2015 in Erinnerung, der für die Landwirte riesige Ertragseinbußen bedeutete. In den Monaten Mai bis August freuten sich die Bauern in diesem Jahr über 283,8 Liter pro Quadratmeter – über 100 Liter mehr als im Vorjahreszeitraum und dabei trotzdem eine noch moderate Menge.

Wolf freut „Wachstumsjahr“

Werner Wolf, der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth, freute sich über ein „Wachstumsjahr“ im Siegelbezirk Hersbruck. Schließlich sei die Hopfenanbaufläche im Siegelbezirk seit 2015 um acht Hektar auf jetzt 152,86 Hektar gewachsen. „Hopfen hat eine zunehmende Bedeutung“, erklärt Wolf den seit Jahren anhaltenden Trend, „die Marktsituation ist gut.“ Anders als etwa bei Milch oder Getreide.

Bisher wenig experimentierfreudig sind die heimischen Bauern was die neuen Hopfensorten angeht. Markus Eckert ist einer von nur drei Hopfenbauern im Siegelbezirk Hersbruck, der bereits auf neue Sorten wie Mandarina Bavaria, Ariana oder Callista setzt. Im Gebiet Hallertau werden aber bereits fast 1000 Hektar der Spezialsorten angebaut.

Von deren Erfolg ist der Biobauer aber überzeugt. „Die Craft-Brauer-Szene ist im Kommen. Keine große Brauerei lässt den Zug an sich vorbeifahren.“ Der Biobauer ist der Vorsitzende der Hopfenpflanzer im Siegelbezirk und mit rund 30 Hektar Anbaufläche zweitgrößter Produzent.

Wie rasant die Entwicklung ist, zeigen Zahlen aus den USA: In den vergangenen Jahren sind dort neue Brauereien wie Pilze aus dem Boden geschossen, jährlich seien es rund 2500, sagt Eckert. 250 Hopfensorten gibt es weltweit, allein 70 kamen im vergangenen Jahr dazu. Und heuer gebe es in den Vereinigten Staaten erstmals eine größere Hopfenanbaufläche als in Deutschland. Bei der Kalthopfung, die bei der Gewinnung von Craft Beer zum Einsatz kommt, brauche man die fünf- bis zehnmal höhere Menge an Hopfen, erklärt Werner Brunner vom Verband deutscher Hopfenpflanzer. Damit steigt bei gleicher Produktionsmenge der Bedarf am Rohstoff also enorm. Weil 70 Prozent des deutschen Hopfens exportiert werden, ist das auch eine Chance für die hiesigen Bauern.

Speikerner geht neue Wege

Gerhard Merkl, dessen Familie schon seit dem 18. Jahrhundert in Speikern Hopfen anbaut, versucht es zum neuen Jahr auch mit „Amarillo“, einer Sorte, die gerade erst auf den Markt kommt. Bisher baut er aber auf seinen knapp acht Hektar Fläche nur die Klassiker an, vom Hersbrucker Spät bis zum Spalter Select.

Merkl glaubt nicht, dass der aktuelle Trend um die Craft-Beer-Szene die deutsche Hopfenlandschaft langfristig verändern wird. „Ich kenne unsere deutschen Biertrinker.“ Die neuen Aromen seien nicht jedermanns Sache. Die jüngeren Konsumenten, glaubt Merkl, probierten zwar gerne mal etwas Neues aus. Aber letztlich blieben sie beim Altbewährten.

Werner Wolf glaubt allerdings, „man muss neuen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen sein“. Die Hopfenbauern sollten sich möglichst breit aufstellen. „Wenn man nicht mit der Zeit geht, vergeht man mit der Zeit.“

Gut gelaunt im Hopfenfeld: Die Hallertauer Vize-Hopfenkönigin Eva-Maria Eisenmann, die Hopfenbauern Markus Eckert und Gerhard Merkl, stellvertretender Landrat Norbert Reh, Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf, stellvertretender Präsident des Bayerischen Bauernverbandes Günther Felßner und Gudrun Höfter von der Hopfenverwertungsgenossenschaft.
Gut gelaunt im Hopfenfeld: Die Hallertauer Vize-Hopfenkönigin Eva-Maria Eisenmann, die Hopfenbauern Markus Eckert und Gerhard Merkl, stellvertretender Landrat Norbert Reh, Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf, stellvertretender Präsident des Bayerischen Bauernverbandes Günther Felßner und Gudrun Höfter von der Hopfenverwertungsgenossenschaft. | Foto: Kirchmayer2016/08/Hopfenbegehung-Gruppenbild.jpg

Der Beitrag Verschläft die Region den Craft-Beer-Trend? erschien zuerst auf N-LAND.


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