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Kommt die „Monstertrasse“ durch die Hintertür?

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NEUNKIRCHEN/SCHNAITTACH — Erweist sich der erfolgreiche Kampf heimischer Bürgerinitiatven gegen eine Gleichstromtrasse durch das Nürnberger Land als Pyrrhussieg? Oder noch schlimmer: Kommt die ungeliebte Monstertrasse sozusagen durch die Hintertür zurück in den Landkreis; nach Schnaittach, Neunkirchen oder Ottensoos? Und dies sogar noch näher an Wohngebieten als bisher. Diese Befürchtungen zumindest haben viele Bürgerinitiativen. Auch wenn das bayerische Kabinett erst in dieser Woche gegen eine Aufrüstung der bestehenden Leitung, die von Eckental bis  Ludersheim bei Altdorf führt, votierte.

Um was geht es? Wegen massiver Proteste gegen die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ-Monstertrasse) suchten die Netzbetreiber in Bayern nach Wegen, um nach dem Aus der Atomkraftwerke den Strom auf anderen Leitungen vom Norden Deutschlands in den Freistaat zu führen. Bestehende Leitungen kommen deshalb gerade recht, um eine Verbindung des normalen Wechselstrom-Hochspannungsnetzes an die nun weiter im Osten (Thüringen-Landshut) verlaufende Gleichstromtrasse herzustellen.

Im sogenannten Netzentwicklungsplan 2025 (NEP) findet sich ganz neu nun die Leitung „P44mod“. Diese bestehende Hochspannungs-Wechselstromtrasse durchquert das Nürnberger Land von Nord nach Süd. Sie kommt aus dem Landkreis Forchheim, führt über Neunkirchen am Brand durch die Gemeinde Eckental. Sie geht weiter über Herpersdorf und Großbellhofen direkt über die Wohnhäuser von Schnaittach. Dann weiter vorbei an Rollhofen, Speikern und Ottensoos, passiert Gersdorf, Oberhaidelbach und Weißenbrunn und erreicht schließlich das Umspannwerk Ludersheim bei Altdorf.

Tatsächlich wird die Leitung nicht mehr gebraucht und ist seit zehn Jahren schon nicht mehr in Betrieb, wie Herbert Reisslein von der Bürgerinitiative Gegenstrom Neunkirchen in Erfahrung gebracht haben will. Der Netzbetreiber selbst hat gegenüber der Gemeinde Neunkirchen allerdings ausgesagt, dass die Leitung derzeit mit einer Spannung von 110 Kilovolt betrieben wird. Maximal ausgelegt sei sie auf 220 Kilovolt.

Wenn diese Leitung nun auf 380 Kilovolt (380 000 Volt) aufgerüstet würde, müsste dies bei einem Mindestabstand des Kabels zum Boden von 15 Metern auch komplett neue Masten von bis zu 70 Metern Höhe bedeuten, so Reisslein gegenüber der PZ und die Gemeinde Neunkirchen in einer Stellungnahme. Also fast so hoch wie die geplanten und bekämpften Gleichstrommasten.

Damit werde der Landkreis Nürnberger Land überproportional belastet, wie auch aus den ablehnenden Stellungnahmen des Landkreises und der Gemeinde Neunkirchen zu diesem Projekt zeigten.

Der eingangs erwähnte Pyrrhussieg werde laut Reisslein noch deutlicher, wenn man bedenke, dass für die Gleichstromtrasse ja eine Erdverkabelung in Ortsnähe vorgesehen wäre, für die bestehende Wechselstromtrasse es aber keine Erdverkabelung geben soll. Für Neunkirchen, so Bürgermeisterin Martina Baumann in einer Stellungnahme, würde dies wohl, wie auch für Schnaittach, bedeuten, dass aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung eine komplett neue Trasse gebaut werden müsste. Unabhängig davon, dass Neunkirchen in seiner Entwicklungsmöglichkeit eingeschränkt würde. „Diese Art von Netzausbau ist außerdem vollkommen überzogen und nützt keinem Bürger im ganzen Land“, stellt Herbert Reisslein von der Bürgerinitiative fest.

Auch das Landratsamt hat sich in einer Stellungnahme gegen den Ausbau der Trasse bei Schnaittach und auch der Ost-West-Trasse (Ludersheim-Raiterseich) ausgesprochen. Unter anderem auch deshalb, weil der begründete Verdacht bestehe, „dass zu einem überwiegenden Teil klimaschädlicher Kohlestrom durch diese Leitungen transportiert werden soll. Dies steht in eklatantem Widerspruch zu den Zielen der Energiewende. Wir setzten stattdessen auf eine sichere, saubere, bezahlbare, regenerative und regionale Stromerzeugung im Nürnberger Land“, so das Landratsamt in seinem Schreiben.

Der Beitrag Kommt die „Monstertrasse“ durch die Hintertür? erschien zuerst auf N-LAND.


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