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Frühstück statt Mittagessen für Forellen

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DIEPOLTSDORF — Nicht nur der Mensch ächzt unter der extremen Hitze in ganz Deutschland: Auch für viele Tiere wird es in diesem Sommer ungemütlich, selbst, wenn sie sich unter Wasser aufhalten. Die Forellen von Martin Rau bei Diepoltsdorf etwa erhalten aktuell weniger Futter und dies nur am kühlen Vormittag, um die hohen Temperaturen auch im Wasser besser zu überstehen.

40 Teiche mit weit über 500. 000 aktuell meist kleinen Forellen und Saiblingen sowie zwei Zuchtanlagen nennt die „Erlengrundfischerei Rau“ ihr Eigen. Das Wasser entspringt der Achtelquelle unterhalb von Ittling, so Martin Rau, der im Familienbetrieb vor allem für den Verkauf der Fische verantwortlich ist. R

und elf Grad Celsius hat es an der Quelle, doch mit jedem Teich, den das Wasser durchfließt, wärmt es sich auf. Ein Vorteil gegenüber etwa norddeutschen Fischzüchtern sei, dass im Achteltal die Anlage noch relativ nahe an der kühlen Quelle liege, meint Rau.

20 Grad warmes Wasser

Dennoch ist inzwischen auch das Wasser in den untersten Teichen im Erlengrund bis zu 20 Grad warm. „Das ist der kritische Bereich bei Forellen“, so Rau. Die Folge: Die Verluste sind höher. Rund fünf bis zehn Prozent seiner Fische sterben normalerweise, bevor sie ihr Verkaufsgewicht erreichen. Aktuell seien es etwa doppelt so viele, so der 39-Jährige, der die Fischzucht und den Verkauf zusammen mit seinen beiden Brüdern führt.

Etwa 150 Tonnen Eier, Brut, Setzlinge und Speisefische verkauft der Betrieb an Privatpersonen und Gastronomiebetriebe im Jahr, davon rund 70 Tonnen Forellen und Saiblinge. Nicht nur die höhere Wassertemperatur selbst, sondern auch die Furunkulose, eine bakterielle Krankheit, schwächt die Fische in diesem Sommer. Sie tritt laut Martin Rau ab etwa 20 Grad Wassertemperatur auf. Entweder die Krankheit heile aus oder der Fisch sterbe.

Fische wachsen langsamer

Der Familienbetrieb hat auf die hohen Temperaturen reagiert: „Die Hitze ist schon extrem. Wir füttern im Moment nur noch in der Früh, wenn die Temperaturen niedriger sind, und auch nur halb so viel wie sonst“, so Martin Rau. Denn der Fisch werde gestresst, wenn man ihn auf Mast setze. Verkauft werden die Forellen und Saiblinge, die aus der Familie der Lachsfische stammen, erst mit etwa 350 bis 400 Gramm Gewicht – rund zwei Jahre lang sind sie zuvor in den Teichen der Raus gewachsen.

Bei moderaten Temperaturen könne man mehr füttern, um dieses Gewicht schneller zu erreichen, erklärt Rau. Ein kühler Sommer ist für den Züchter deshalb genauso gut wie ein milder Winter, weil die Fische auch extreme Kälte schlecht verkraften. Aktuell dauere es deshalb eben länger, bis die Tiere ihr Zielgewicht erreichen.

Sinkende Temperaturen und Regen – „das wäre mir gescheit recht“, sagt Rau. So richtig verzweifelt, wie es manche Landwirte aktuell aufgrund großer Ernteausfälle sind, wirkt Rau allerdings nicht. „Manchmal haben wir ein besseres Jahr, manchmal ein schlechteres“, bilanziert er trocken.

Der Beitrag Frühstück statt Mittagessen für Forellen erschien zuerst auf N-LAND.


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