HORMERSDORF — Ohne Führerschein, mit Drogen im Blut und in einem unterschlagenen Auto hat sich ein 40-Jähriger über zwei Tage Verfolgungsjagden mit der Polizei geliefert. Bei Hormersdorf fuhr er ein anderes Auto an, die Fahrerin aus Schnaittach wurde verletzt.
Ein schwarzer Honda Accord aus dem Zulassungsbereich Chemnitz geriet am Mittwoch, kurz nach 16.30 Uhr, auf der A 9 in Richtung Süden bei Bayreuth ins Visier einer Streifenbesatzung der Verkehrspolizei Bayreuth. Bei einer Überprüfung im Fahndungsbestand stellten die Beamten fest, dass die Kennzeichen am Auto am 7. Juli in Chemnitz gestohlen worden waren.
Zusammen mit mehreren Streifenfahrzeugen sollte der Honda, besetzt mit zwei Männern, an der Rastanlage Fränkische Schweiz kontrolliert werden.
Rücksichtslose Flucht
Zunächst folgte der Fahrer dem Polizeiauto mit dem Anhaltesignal, dann gab er jedoch plötzlich Gas und versuchte, über eine Baustelle an der Rastanlage der Kontrolle zu entkommen. Kurz darauf fuhr der Mann mit dem Wagen wieder auf die Autobahn auf und gefährdete dabei mehrere Autofahrer. Trotz des dichten Verkehrs auf allen drei Fahrspuren flüchtete er mit hoher Geschwindigkeit. Dabei drängte er sich rücksichtslos zwischen den Fahrzeugen durch, überholte rechts und fuhr wiederholt auf dem Standstreifen. Durch die Fahrweise mussten zahlreiche Autofahrer stark abbremsen und ausweichen.
An der Anschlussstelle Plech täuschte der Honda-Fahrer vor, die Autobahn verlassen zu wollen. Er bremste stark ab, wendete und fuhr über die Auffahrtspur wieder auf die Autobahn. Bei dem rasanten Fahrmanöver kollidierte er mit einer Schutzplanke, setzte aber dennoch seine rücksichtslose Fahrt Richtung Süden fort.
Bei der nächsten Ausfahrt Hormersdorf wollte er die Polizei in gleicher Manier austricksen und fuhr von der Ausfahrtspur wieder auf die daneben befindliche Auffahrtspur. Dann kollidierte er jedoch auf dem Beschleunigungsstreifen mit dem Auto einer 44-jährigen Schnaittacherin, die durch den Aufprall leichte Verletzungen erlitt.
Erste Festnahme
Da der Honda durch den Zusammenstoß nicht mehr fahrbereit war, flüchteten die beiden Insassen zu Fuß über die Leitplanke und über einen Wildschutzzaun mit dahinter angrenzendem Feld in ein Waldstück. Ihnen gelang es aber nicht, die Polizisten abzuschütteln. Kurz darauf konnten die Beamten die beiden 40 und 34 Jahre alten Männer vorläufig festnehmen.
Schnell fanden die Beamten der Feuchter Verkehrspolizei heraus, dass der 40-jährige Fahrer nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis ist. Außerdem stand er unter dem Einfluss von Drogen. Nachdem ein Urintest auf Amphetamin positiv reagierte, musste er sich einer Blutentnahme unterziehen. Weitere Ermittlungen mit der Chemnitzer Polizei brachten ans Licht, dass der 40-Jährige den Honda, der inzwischen sichergestellt worden war, nach einer Probefahrt am 22. Juli in Chemnitz unterschlagen hatte und auch für den Diebstahl der Kennzeichen verantwortlich ist. Sein 34-jähriger Bekannter war an den beiden Straftaten nach bisherigen Erkenntnissen nicht beteiligt.
Die Strafanzeigen brachten den Chemnitzer nicht zur Räson. Nachdem er wieder auf freiem Fuß war, rief der 40-Jährige einen 38 Jahre alten Bekannten in Sachsen an, der ihn und den 34-Jährigen am Donnerstag abholen sollte. Da der Mazda des 40-Jährigen aber nicht zugelassen ist, brachte der Bekannte kurzerhand die entstempelten Kennzeichen seines eigenen Autos aus dem Zulassungsbereich Leipzig an dem Wagen an und machte sich auf den Weg nach Mittelfranken.
Am frühen Donnerstagnachmittag fiel einer Polizeistreife der Verkehrspolizei Hof der Mazda mit den entstempelten Kennzeichen auf der A 9 in Richtung Norden bei Leupoldsgrün, Landkreis Hof, ins Auge. Als die Beamten den Wagen kontrollieren wollten, täuschte der Fahrer zunächst vor, dem Polizeiauto auf einen Parkplatz zu folgen, gab aber kurz davor Gas und ergriff die Flucht. Am Autobahndreieck Bayerisches Vogtland fuhr er auf die A 72 in Richtung Chemnitz und nutzte mehrmals mit hoher Geschwindigkeit den Seitenstreifen. Zwischenzeitlich hatten die Hofer Verkehrspolizisten weitere Kollegen aus Hochfranken zusammengezogen.
Erneut Flucht zu Fuß
Bei Köditz, Landkreis Hof, stoppte der Fahrer unvermittelt am Standstreifen der Autobahn und rannte, nachdem er einen Wildschutzzaun überstiegen hatte, in einen angrenzenden Wald. Die Beamten nahmen die beiden Mitfahrer am Auto vorläufig fest. Dabei wurde den Polizisten klar, dass es sich bei dem Flüchtigen um den 40-Jährigen handelte, der am Vortag schon vor der Polizei geflüchtet war. Die Einsatzkräfte, darunter auch ein Diensthundeführer mit seinem Hund, waren dem Gesuchten im Wald wenig später bereits dicht auf den Fersen. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Dem Tatverdächtigen wurde schnell klar, dass er keine Chance hat, zu entkommen, und die Beamten nahmen ihn gleich darauf widerstandslos fest.
Zahlreiche Strafverfahren
Die Hofer Verkehrspolizisten deckten wenig später auf, was es mit dem Mazda und den entstempelten Kennzeichen auf sich hatte und beschlagnahmten das Auto. Der 38-Jährige, der ebenfalls unter dem Einfluss von Rauschgift stand, wird sich neben seiner Fahrt unter Drogeneinfluss auch strafrechtlich verantworten müssen. Gegen den 40-jährigen Haupttäter werden inzwischen zahlreiche Strafverfahren geführt.
Die Polizei Bayreuth sucht Zeugen: Autofahrer, die am späten Mittwochnachmittag auf der A 9 in Richtung Süden, zwischen der Rastanlage Fränkische Schweiz und der Anschlussstelle Hormersdorf, durch die Fahrweise des schwarzen Honda Accord gefährdet wurden, werden gebeten, sich bei der Verkehrspolizei Bayreuth unter der Telefonnummer 0921/506-2230 zu melden.
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