LAUF — Der traditionelle Neujahrsempfang der Laufer Werbegemeinschaft hatte eigentlich alles, was eine solche Veranstaltung braucht: eine launige, mit interessanten Informationen gespickte Rede des Vorsitzenden Jürgen Oriold, eine nette musikalische Umrahmung und ein leckeres Büfett. Was allerdings fehlte, waren die heimischen Einzelhändler, für die dieser Empfang doch gedacht ist.
Denn im Sparkassensaal waren die Vertreter des Kreditunternehmens und der Lokalpolitik in der Überzahl. Der maue Besuch seiner Kollegen veranlasste Jürgen Oriold zu der Aussage, ob man das Konzept überdenken müsse und seine Rede vielleicht per Live-Stream ins Internet übertragen solle, wo sie jeder von zu Hause aus verfolgen könne, „und das Büfett lassen wir per Lieferando nachliefern“. Eine Portion Ironie, die freilich einen ernsten Hintergrund hat und gleich zu einem der Kernpunkte von Oriolds Rede führte: Macht doch der Trend, bequem per Smartphone zu shoppen, auch den Laufer Einzelhändlern zunehmend das Leben schwer.
Virtueller Marktplatz
Um dieser Entwicklung ein Stück weit zu begegnen, soll demnächst eine gemeinsame App an den Start gehen, eine Art „virtueller Marktplatz“, die es Kunden erleichtern soll, interessante Läden, Gastronomiebetriebe, Arztpraxen oder Handwerker zu finden. Teilnehmer können sich mit ihrem Angebot, Öffnungszeiten und vielem mehr präsentieren. „Wer im Internet nicht gefunden wird, den gibt es nicht, und wenn es ihn noch gibt, dann nicht mehr lange“, machte Oriold deutlich. Man wolle den Kunden vor Ort das Beste aus „beiden Welten“ bieten – virtuell und stationär.
Vor dem Hintergrund der unbegrenzten Öffnungszeiten im Internet sprach sich der Vorsitzende der Werbegemeinschaft für eine Lockerung des Ladenschlussgesetzes aus. „Ich verlange nicht, dass jeder offen haben muss, sondern jeder sein Geschäft öffnen kann, wenn er es für richtig hält.“ Ihm seien Fälle bekannt, da stehen Kunden Sonntagnachmittag vor dem Schaufenster, tätigen ihren Einkauf via Smartphone und Paypal und lassen sich die Ware gleich durch eine Nebentür aushändigen. Damit sei dem Gesetz genüge getan.
Eine klare Absage erteilte Oriold der Diskussion um einen „Magnetmarkt“ auf dem Parkplatz Nürnberger Straße, nach dem Vorbild des „Neuen Markts“ in Neumarkt, die Stadtrat Tiedtke (FW) durch einen Beitrag im letzten Mitteilungsblatt „MIT“ angestoßen hatte. „Ein neues Einkaufszentrum würde zu einer Kannibalisierung und einer weiteren Schwächung des Marktplatzes und der Innenstadt führen“.
Leerstände in Bestlage
Denn bereits jetzt gebe es Leerstände von Laufer Geschäften, und das über einen längeren Zeitraum und in bester Lage. So habe es Monate gedauert, bis mit der Barmer ein Nachfolger für die frühere Dresdner Bank gefunden worden sei. Die ehemalige Bäckerei in der Bahnhofstraße stehe leer, in der Johannisstraße habe „it‘s me“ soeben geschlossen, die „Destille“ hatte keinen langen Bestand und auch „Blumen Wildauer“ werde zumachen. „Spielcasinos und Wettbüros können keine Alternative sein.“
„Nicht besonders gefallen hat uns die Erhöhung der Parkgebühren durch die Stadt Lauf“, wandte sich Oriold an die Vertreter der Kommunalpolitik. Lobend äußerte er sich zur terminlichen „Punktlandung“ bei der Sanierung der Ranna-Leitung. Als wichtige Neuerungen für 2016 nannte er die Zusammenlegung der Hämmernkirchweih mit dem verkaufsoffenen Sonntag am Brunnenfest – beides soll nun gemeinsam am letzten September-Sonntag stattfinden. „Das ist zu 90 Prozent in trockenen Tüchern. Wir denken, dass beide Veranstaltungen davon profitieren.“ Außerdem gibt es im Rahmen des Kaiser-Karl-Jahres am 23. Juli eine lange „Kulturnacht“, an der die Geschäfte bis 22 Uhr oder noch länger geöffnet sein dürfen.
Eingangs hatte Matthias Benk, Vorstandsmitglied der Sparkasse Nürnberg, als „Hausherr“ die Gäste begrüßt. Neben einem Rückblick auf das Geschäftsjahr 2015 („ein solides Jahr in schwierigen Zeiten“) kündigte er an, dass die Sparkasse ab Frühjahr 2017 auf einem Grundstück neben der Haupt-Geschäftsstelle in der Saarstraße neu bauen werde. Den Neubau möchte die Sparkasse teilweise selbst nutzen, teilweise vermieten.
Bürgermeister Bisping forderte den Handel auf, das Potenzial nicht außer Acht zu lassen, das Neuzugezogene und Tagestouristen bieten. Zum Thema Parkgebühren meinte er, eine erste Auswertung habe ergeben, dass die Zahl der Parker durch die Anhebung nicht zurückgegangen sei, lediglich die Parkdauer habe sich etwas verkürzt. Und Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel meinte, man müsse eine Stadt lebendig und im Gespräch halten. „Wichtig ist ein breites Segment für alle Kundenkreise.“
Der Beitrag Spielcasinos keine Alternative für Leerstände erschien zuerst auf N-LAND.